ZEITZEUGIN AN DER RICHARD-VON-WEIZSÄCKER REALSCHULE GERMERSHEIM

ZEITZEUGIN AN DER RICHARD-VON-WEIZSÄCKER REALSCHULE GERMERSHEIM

Am 21.3.2024 hat Frau Polaszczyk die Klasse 10c der Richard von Weizsäcker Realschule in Germersheim besucht und berichtete von ihrer Zeit in der damaligen DDR (Deutsche Demokratische Republik).

Als sie noch ganz jung war, wurde ihr Vater für 3 Jahre von der Stasi (Staatssicherheitsdienst) abgeführt und deswegen wurde sie besonders beschattet und abgehört. So wuchs sie auf. Man konnte damals niemandem trauen. Die Leute durften noch nicht mal aus halbernst irgendeine Art von Flucht erwähnen. Das aber hat Frau Polaszczyk gemacht, als eine Kleinfamilie zu Besuch in der DDR war und gerade zur BRD (Bundesrepublik Deutschlands) zurückkehren wollte. Frau Polaszczyk fragte, ob sie sie nicht im Kofferraum mitnehmen könnten. Dadurch wurde sie ein größerer Dorn im Auge von der Stasi und wurde fast täglich verprügelt und verdroschen. Ab diesem Tag blieb die Stasi vor ihrem Haus, denn sie durfte keinen Besuch haben und durfte nicht raus.  

An ihrem 16. Geburtstag ging sie das erste Mal seit langem feiern. Am nächsten Tag stand wieder die Stasi vor der Tür und musste zu jedem eine Aussage machen, mit jedem, dem sie erzählt hat. Da sagte sie, dass sie sich doch nicht merken kann mit dem sie angetrunken erzählt hat!

Die Zeit verging und sie lebte weiter in der DDR. Sie erfuhr auch noch, dass ihr Vater bei der Stasi arbeitet und da wusste sie, dass sie fliehen musste. Sie wollte mit einer Freundin über die Grenze fliehen. Ein Transporter nahm sie mit und waren bereit, über die Ostsee zu fliehen. Nach einem Kilometer des Schwimmens entdeckten sie zwei Patrouille Boote und sie wussten, dass sie zurückschwimmen müssen.

Am Strand angekommen wurden sie von den Booten festgenommen und wurden mit dem Schießgewehr abgeführt. Sie nutzten die Ausrede, dass sie doch nur im Urlaub waren aber das glaubte ihnen keiner.

Sie kam vor Gericht und wurde für 3 Jahre ins Gefängnis verurteilt.

Sie kamen dort in sehr kleine Zellen und es war die Hölle. Dort gab es viele verschiedene Gefangene. Darunter eine Familie, die ihre Kinder aßen, weil sie zu anstrengend waren. Frau Polaszczyk hat am Anfang noch Mitleid gehabt mit den anderen Gefangenen. Aber je länger sie dort war, desto mehr verschwanden die Mitleid-gefühle. Sie hatte auch einmal versucht, einen Gefängniswärter vom Dach zu schupsen, hat es nicht geschafft und wurde wieder verprügelt und in eine noch kleinere Zelle gesteckt. Das Weihnachten dort war immer schlimm und sie fingen alle an zu weinen, als sie sehr Humorlos „FROHE WEIHNACHTEN!“

An einem Tag kamen sie zu Frau Polaszczyk in die Zellen und fragten sie, ob sie wirklich gehen will. Sie stimmte natürlich ein, musste einen Zettel unterschreiben und durfte gehen.

Sie fuhren in einem Bus auf die andere Seite. Der Busfahrer war die ganze Zeit ruhig, bis sie über der Grenze waren und der Busfahrer rief, dass alle jetzt feiern und jubeln können. Und Frau Polaszczyk floh weit weg.

Das war die Geschichte von der Zeitzeugin Frau Polaszczyk.

Euer Marlo von der Wyld Times Schülerzeitung.