Die letzten beiden Stunden vor den Herbstferien endeten für den HuS-Kurs 10ce mit einem spannenden Besuch. Alexander Butz (41), Deutschlands einziger voll einsatzfähiger Polizist mit Beinprothese, stellte sich passend zu unserem Unterrichtsthema „Leben mit Beeinträchtigung“ offen all unseren Fragen und unterstützte seine Antworten mit zahlreichen Bildern und Videos.
Herr Butz verlor bei einem tragischen Motorradunfall im Jahr 2009 seinen Unterschenkel. Zwar konnte dieser in vielen Operationen wieder angebracht werden, blieb jedoch steif und verursachte extreme Schmerzen. Aus diesem Grund entschied sich Herr Butz bewusst für eine Amputation seines Unterschenkels, um weiterhin im Außendienst tätig sein zu können. Wie wir den Fotos und seinen Erzählungen entnehmen konnten, war Herr Butz vor seinem Unfall sehr sportlich und vielseitig: Er spielte Handball, fuhr Motorradrennen, war viel unterwegs und ging angeln. Deshalb gingen wir davon aus, dass er nach dem Unfall wahrscheinlich sehr frustriert und verzweifelt gewesen sein musste. Für ihn kam es jedoch nie in Frage, aufzugeben. Freunde und Familie unterstützten ihn stets in seiner Entscheidung zur Amputation.
Nach der Amputation lernte Herr Butz mithilfe von Rehamaßnahmen wieder das Gehen, Laufen und Springen mit seiner Beinprothese. Einschränkungen empfindet er selbst mit der Prothese kaum. Lediglich benötigt er beim Aussteigen aus dem Auto mehr Platz, und das Duschen fällt ihm mit einem Duschhocker leichter. Erfreulicherweise hat Herr Butz noch nie negative Erfahrungen mit Menschen gemacht, die er kennenlernte – was sicherlich auch an seiner netten, ruhigen und offenen Art liegt. Nach dem Motorradunfall fuhr er noch zwei Jahre lang Motorrad und auch weiterhin Rennen. Herr Butz spielt heute wieder aktiv Handball im Verein, fährt Extrem-Mountainbike und war für drei Nationalmannschaften bei den Paralympics nominiert (u. a. im Sitzvolleyball). Aktuell hat er das Bergsteigen für sich entdeckt und bestieg beispielsweise bereits die Zugspitze. Außerdem engagiert er sich ehrenamtlich, besucht und berät Menschen in Krankenhäusern, denen eine Amputation bevorsteht oder die nach einer Amputation Schwierigkeiten haben, wieder ins Leben zurückzufinden.
Besonders beeindruckend fanden wir, dass Herr Butz für jeden Anlass eine spezielle Prothese besitzt: für das Laufen, Klettern, Schwimmen, Bergsteigen usw. Die Krankenkasse übernimmt lediglich eine Alltags- und eine Badeprothese, erzählte uns Herr Butz. Einige Prothesen hatte er auch für uns mitgebracht. Wir durften sie betrachten und stellten fest, dass so eine Prothese ziemlich schwer ist. Herr Butz zeigte uns auch, wie schnell er die Prothesen wechseln kann. Beinprothesen hätten auch Vorteile, meinte er schmunzelnd, zum Beispiel brauche man nur einen Socken. Unsere letzte Frage war, ob Herr Butz sich als Vorbild sieht. „Das müsst ihr beantworten!“, antwortete er. „Für uns auf jeden Fall!“, riefen fast alle im Chor. Auch unsere HuS-Lehrerin Frau Kurt war beeindruckt, als es zu den Ferien klingelte, und alle trotzdem sitzen blieben und noch weitere Fragen stellten.
Vielen Dank an Herrn Butz, der sich die Zeit genommen und uns mit seiner positiven Art viele Bedenken und auch eventuelle Vorurteile gegenüber Menschen mit Beeinträchtigung genommen hat. Das Interview war ein gelungener Abschluss vor dem Start in die Herbstferien.